Richard von Weizsäcker

Richard von Weizsäcker

geb. Richard Karl Freiherr von Weizsäcker
* 15.04.1920 in Stuttgart, Deutschland
† 31.01.2015 in Berlin, Deutschland

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24.02.2016 um 15:16 Uhr von Trauer
Foto Grabstelle für Bundespräsidenten für Richard von Weizsäcker

Bundespräsident aller Deutschen

24.02.2016 um 15:00 Uhr von Trauer

Er wollte Bundespräsident aller Deutschen sein - und wirkte durch seine Worte. Unvergessen seine Charakterisierung des 8. Mai 1945 als „Tag der Befreiung“ - am 8. Januar 2015 ist Richard von Weizsäcker im Alter von 94 Jahren gestorben.

 

Von Georg Ismar (dpa)

 

„Wir verlieren einen großartigen Menschen und ein herausragendes Staatsoberhaupt“, schrieb Bundespräsident Joachim Gauck in einem Kondolenzschreiben an die Witwe Marianne Freifrau von Weizsäcker. Er würdigte seinen Vorgänger als „moralische Instanz“. „Die Erinnerung zu bewahren und hieraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, waren ihm wichtige Anliegen, gerade auch im Hinblick auf die junge Generation“, betonte Gauck. Politiker aller Bundestagsparteien sprachen von einem großen Verlust.

 

Der CDU-Politiker war von 1984 bis 1994 sechster Bundespräsident - er beeinflusste mit wegweisenden, visionären Reden das politische Klima in Deutschland und scheute nicht vor Konflikten mit Kanzler Helmut Kohl (CDU) zurück. Gemeinsam feierten sie am 3. Oktober 1990 die deutsche Einheit im wiedervereinigten Berlin.

 

Vor der Bundespräsidentenzeit war der 1920 in Stuttgart geborene von Weizsäcker unter anderem Regierender Bürgermeister von Berlin (1981 bis 1984). Von 1969 bis 1981 war der promovierte Jurist Mitglied des Deutschen Bundestages. Zudem war er zweimal Präsident des Evangelischen Kirchentages (1964 bis 1970 und 1979 bis 1981). 

Nach seinem Amtsantritt hatte er versprochen, „Präsident aller Bürger“ sein zu wollen. Als ein wichtiger Markstein gilt die Rede vom 8. Mai 1985 zum 40. Jahrestag des Kriegsendes, in der er sich ohne Beschönigung mit den Verbrechen der Nazi-Zeit auseinandersetzte: „Der 8. Mai 1945 ist ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“, sagte er damals vor dem Deutschen Bundestag.

 

Das Diktum, dass der 8. Mai nicht vom 30. Januar 1933 (Machtübernahme Adolf Hitlers) zu trennen sei, „ist eine nicht revidierbare Grundlage für unser Selbstverständnis und unser Handeln geworden“, so formulierte es Bundespräsident Gauck. Aus der Erfahrung von Krieg und Gewaltherrschaft sei sein Engagement für ein friedliches und vereintes Europa erfolgt. Von Weizsäcker habe die Freundschaft mit den Partnern im Westen vertieft und die Verständigung mit den Völkern im Osten gesucht. „Schon früh sah er in der Überwindung der Spaltung Europas die einzige Möglichkeit zur Überwindung der Spaltung Deutschlands“, würdigte Gauck.

 Die Spitzen der Politik würdigten von Weizsäcker als Wegweiser in wichtiger Zeit. So betonte SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabiel: „Richard von Weizsäcker hatte die Gabe und den Intellekt, den Menschen Orientierung zu geben und Deutschland in der Welt würdig zu vertreten.“ Seine Einordnung des 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung „hat das Geschichtsverständnis der Deutschen nachhaltig beeinflusst“. CSU-Chef Horst Seehofer sagte: „Als Bundespräsident war es Richard von Weizsäcker ein großes Anliegen, „Präsident aller Bürger“ zu sein, und genau das war er. Er war eigenständig und überparteilich und prägte damit das Bild eines idealen Staatsoberhaupts.“  Deutschland verliere „einen der ganz großen Deutschen der Nachkriegsgeschichte“.

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