Leonard Nimoy

Leonard Nimoy wurde mit seiner Rolle in Star Trek zur Ikone für Science-Fiction-Fans. Er beeinflusste nicht nur das Genre maßgelich, er machte auch das 'Nerdtum' gesellschaftsfähig. Ein Nachruf.

Von Susanne Schütz

Vulkanier leben in der Regel gut 200 Jahre. Spock kann also noch gar nicht tot sein. Und hat er nicht sogar das Ende seines Heimatplaneten überlebt, dank Beamens in letzter Nanosekunde? Ok, der mit 83 Jahren gestorbene Leonard Nimoy war ein Schauspieler, ein Mensch, der auch andere Rollen distinguiert verkörpern konnte. Und Vulkanier gibt es auch gar nicht. Aber ein Kind der Siebziger konnte froh sein, mit der Welt der Enterprise aufzuwachsen. Spock und Kirk. Verstand trifft auf Emotion, ruhig Blut gleicht aufbrausende Überheblichkeit aus, Logik mildert geballtes Testosteron ab: Das war eine Schule des Lebens. Leider driftet die echte Welt weiter in Richtung Kirk und Krieg und folgt nicht der  Spock’schen Friedensliebe und Gewaltfreiheit beim Kontakt mit anderen Kulturen. Überhaupt diese Reisen des Raumschiffs Enterprise in unendliche Weiten, die noch nie ein Mensch zuvor so billig aus Pappmaché gebaut hat: Das war ein lautes Ja zur Völkerverständigung. 

Und wer außer Nimoy hätte sonst solch lächerlich aussehende Spitzohren mit Würde (er-)tragen können? Alle durch Hänseleien gestählten Außenseiter liebten Spock dafür. Er war der besserwisserische, aber doch charmante Ober-Nerd, bevor es den Begriff gab. Und doch ein echter Abenteurer.

Zeitreisen. Warpantrieb. Wurmlöcher. Die Serie bot eine ideale Chance, um die eigene Begeisterung für Physik, Wahrscheinlichkeitsrechnung und Ethnologie mit Coolness zu ummanteln. Und noch heute leuchten die Augen bei selbst dem dämlichsten Science-Fiction, der über eine Kinoleinwand flimmert. Hauptsache Raumschiff.

Danke, Leonard Nimoy! Dif-tor heh smusma. Lebe lang und in Frieden, in welcher Dimension auch immer.