Über den Trauerfall (2)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an James Last, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
James Last feierte große Erfolge
23.03.2016 um 15:19 Uhr von TrauerDer Sound der Kellerbar
23.03.2016 um 15:12 Uhr von TrauerPaul Kuhn, Udo Jürgens, James Last. Die musikalischen Repräsentanten der alten Bundesrepublik verlassen die Bühne. Am 09. Juni 2015 starb mit James Last, der noch im April des Jahres zu Gast in der SAP-Arena war, eine der letzten Größen einer fast nur noch als Erinnerung präsenten Ära der deutschen Unterhaltungsmusik.
Von Frank Pommer
James Last, der 86 Jahre alt wurde, sei nach kurzer, schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie in Florida gestorben, berichtet sein langjähriger Konzertveranstalter Semmel Concerts. James war natürlich nicht sein Name. So heißt man nicht, wenn man 1929 in Bremen geboren wird, musikalisch hochbegabt ist, mit sechs schon am Klavier sitzend. Erst recht nicht, wenn man ab 1943, also mitten im Zweiten Weltkrieg, die Heeresmusikschule Bückeburg besucht, vor allem, um an den Lieblingsinstrumenten Klavier und Bass ausgebildet zu werden. Man heißt dann eben Hans. Hans Last. Geboren in der Helmholtzstraße 33 in Bremen-Sebaldsbrück, Sohn von Louis und Martha Last. Das Hanseatische blieb Zeit seines Lebens die Visitenkarte seines Auftretens, das man, obwohl es nie aufgesetzt oder inszeniert wirkte, gar nicht anders als mit der neudeutschen Vokabel cool bezeichnen kann. Und niemand, wirklich niemand, konnte solche Hemden in Kombination mit einem Schnurrbart mit einer solchen Würde tragen. Wer den Swing hat, dem steht einfach alles. Der Krieg hat eine ganze Generation von Musikern wie James Last geprägt. Quasi negativ geprägt. Die Befreiung vom Nazi-Terror war auch eine Öffnung für neue musikalische Horizonte. Was tausend dunkle Jahre lang verpönt und verboten war, erklang nun als Sound einer neuen, freien Zeit. Die amerikanischen Soldaten brachten ihre Musik mit und trafen auf Musiker wie James Last, der zusammen mit zwei Brüdern im Tanzorchester Radio Bremen seine Karriere begann, der man zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht ansehen konnte, dass sie in 80 Millionen verkaufter Platten und 2500 Auftritten weltweit gipfeln sollte. Allein 90 Mal trat Last mit seiner Band in der Londoner Royal Albert Hall auf – so oft wie kein anderer Nicht-Brite.
Was mit dem Jazz begann, wurde irgendwann – nach einem Intermezzo beim Tanzorchester des Nordwestdeutschen Rundfunks in Hamburg – zum sogenannten Happy Sound. Nachgerade eine Erfindung von James Last und die Initialzündung für eben jene Karriere, die aus dem Bandleader mit dem lässigen Fingerschnippen den weltweit bekanntesten deutschen Musiker machte. 1965 erschien die erste Platte mit dem Titel „Non Stop Dancing“. Das könnte irgendwie auch als Motto über diesem Leben stehen, das Last in den vergangenen 30 Jahren in den USA zugebracht hat. Da war denn die Idee der Plattenfirma, aus Hans James zu machen, sicherlich genauso hilfreich wie die internationale Vermarktung einer dem „Easy Listening“ zuzuordnenden Musik, der eine ebenso ungewöhnliche wie faszinierende Symbiose aus Jazz, Swing, Tanz- und Unterhaltungsmusik, Klassikanklängen und Volksmusikanmutungen gelang.
Es waren Musiker wie James Last, aber eben auch Paul Kuhn, Hugo Strasser, Helmut Zacharias oder Max Greger, die der jungen Republik ab den 1950er Jahren dazu verhalfen, tanzend die Last der Vergangenheit abzuwerfen. Keine Fernsehshow ohne großes Tanz- und Showorchester, kein Radio-Sender ohne eigene Big Band. Sehr schnell schon war man nicht mehr auf die Musik in den amerikanischen Kasinos angewiesen. Lässig und cool war man selbst. James Last ohnehin.
Doch man tut ihm ebenso wie den anderen genannten Bandleadern großes Unrecht, wenn man sie nur auf die leichte Schulter nehmen wollte. Großartige Musiker waren sie ohnehin, mindestens so gut ausgebildet wie ihre Kollegen in den klassischen Orchestern. Doch sie waren zugleich auch schöpferisch tätig, komponierten, arrangierten für Fernsehen und Film, für Kollegen im Showbusiness.
Wer über Last, der die „Traumschiff“-Melodie ebenso geschrieben hat wie das „Hitparade“-Jingle, die Nase rümpft, der leidet eben noch immer unter der typisch deutschen Blockade, die verhindert, dass man die Grenze zwischen E- und U-Musik endlich einreißt. Denn es gibt im Grunde nur gute und schlechte Musik. James Last hat gute Musik gemacht – und seine unverwüstlichen Partyhits auch schon einmal im Musikantenstadl von Andy Borg mit Musik des schwedischen DJs Avicii vermengt. Da nahm sich einer eben nicht allzu wichtig. Man kann sich das bei Youtube anschauen.
Bis in die späten 1970er, frühen 1980er Jahre hatte diese Musik fast eine Art Alleinvertretungsanspruch für die bundesrepublikanische Gesellschaft. Was als Verdrängung der Vergangenheit und Sehnsucht nach Neuanfang in den 1950ern begann, wurde in den 1970ern zum Sound der Kellerbars in den deutschen Einfamilienhäusern – inklusive der bereits erwähnten bunten Hemden und Schlaghosen. Auch die trug James Last nämlich wie kein Zweiter mit Stil.
Nur das mit dem „Non Stop Dancing“ stimmte dann leider doch nicht ganz.