Harry Rowohlt

Harry Rowohlt

geb. Harry Rupp
* 27.03.1945 in Hamburg, Deutschland
† 15.06.2015 in Hamburg, Deutschland

Angelegt am 23.03.2016
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Über den Trauerfall (2)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Harry Rowohlt, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Legendärer Vorleser mit Brummstimme

23.03.2016 um 15:51 Uhr von Trauer
Foto Legendärer Vorleser mit Brummstimme für Harry Rowohlt

Der bärtige Poet

23.03.2016 um 15:47 Uhr von Trauer

Absolut ein Mann fürs Absolute war der Dichter, Übersetzer, Vorleser, Schauspieler Harry Rowohlt. Unglaublich, er ist tot. Er wurde 70. Nur, das heißt: so alt – angesichts dieses Lebens.

 

Von Markus Clauer

 

Seine Auftritte verstand er als „Schausaufen mit Betonung“. Titel der Memoiren: „In Schlucken-zwei-Spechte“. Harry Rowohlt war also einzigartig struppig, so sehr, dass er schon mal an der Einlasskontrolle seiner eigenen Lesungen scheiterte. Bester Brummbär war er, Reimer-Riese, heiligster Trinker, Nobelpreis-würdigster Nachdichter (von McCourts „Die Asche meiner Mutter“, O’Briens „Auf Schwimmen-zwei-Vögel“, von rund 200 Büchern). Sein Name stand immer auf dem Cover. Himmlischster Vorleser sowieso ist er gewesen, hamburgischster Hamburger und Ire, poetischster Penner, feinsinnigster Polterer. Ewiger Jeans-Jacken-Träger. Als bärtigster Wallehaar-Weltgeist ever und „Ambassador of Whiskey“ war er immer mit zwei offiziellen Lebensfrauen im schnöseligen Eppendorf schlangenlinig unterwegs  – „um den blinden Geradeausgehern auszuweichen“. Harry Rowohlt konnte einem über zwei Tische hinweg anbrummen. Nur, weil man das falsche Buch las. Aber nichts gegen das, was erlebte, wer ihn als Verleger titulierte. Ja, Harry war der leibliche Sohn zwar von Ernst Rowohlt und der Schauspielerin Maria Pierenkämper, geboren „Hochallee 1, Hamburg 13“. Nachfolger aber war nicht sein Ding – wegen selbst attestierter Bankrottgenialität. 

 

Legendär sind seine Fünfstunden-Eine-Flasche-Whiskey-Lesungen, sein „Pu der Bär“, das eigentliche Original, wie sich herausstellte. Die Hörbücher, der „Lindenstraßen“-Penner, den er 20 Jahre gab, „Pooh’s Corner“, die genial hingerotzte Kolumne in der „Zeit“. Sein Harry-Sein, unsabotiert von der Krankheits-Diagnose Polyneuropathie. Trank er halt Wasser. Betonte ohne Saufen. Lebte prall und dachte selbst. Eine berauschende Gestalt.