Richard Franz Wagner

Mit dem Tode meines überaus geschätzten Großcousins Richard Wagner, geht auch für mich eine Ära zu Ende.

Eine Ära langer und intensiver Gespräche über Gott und die Welt, über Philosophie, über Literatur,vor allem aber über das leidige Thema „Politik“, bei dem wir zwar nicht immer der gleichen Meinung waren, aber stets einen Konsens herbei diskutierten.

Es waren erfrischende und befruchtende Diskurse... und ich freute mich jedesmal, wenn er mich anrief, mit den Worten:„Hier ist Richard, hast Du gerade Zeit?“

Unser letztes Telefonat allerdings war kein politisch geprägtes, es war ein anrührend privates.Es ging nicht mehr um die großen Welt-Themen, es ging um die Familie und es ging um unsere wechselseitigen Erinnerungen an gemeinsame Feste.

Richard schwärmte von den Backkünsten meines Großvaters Julius, des nächst jüngeren Bruders seiner Großmutter Karoline, genannt Karlin, nie mehr habe er so köstliche Buttercreme-Torten gegessen wie damals...Und ich erzählte ihm davon, wie mich der erste Krabben-Cocktail meines früh-kindlichen Lebens - in der „Rauhweid 9“ genossen - nachhaltig zum Meeresfrüchte-Enthusiasten formte.

Wir bekamen beide, während des Telefonates, belegte Stimmen und ich hatte plötzlich das unbestimmte Gefühl, gerade Abschied genommen zu haben.

Abschied von einem faszinierenden Menschen, einem weltoffenen Abenteurer, der im RO 80 von Alaska nach Feuerland fuhr, in Mittel-Amerika als vermeintlicher Revolutionär verhaftet wurde und in Brasilien ein paar Indio-Kindern eine 4 Meter lange Boa Constrictor abkaufte, um sie mir, dem damals 12-Jährigen Terrarianer und ausgewiesenen Reptilien-Freund, mitzubringen...

Leider legte mein Vater ein entschiedenes Veto ein.

Diese Geschichte aber hat - bis heute - ihren Ehrenplatz in meinem persönlichen Anekdotenschatzkästlein!

Richard, ich werde Dich vermissen! Wer Dich kennen durfte, vergißt Dich nicht...

Ich jedenfalls, werde Dich nie vergessen,weder als Freund, noch als Großcousin!

Ruhe in Frieden...

Dein Wolfgang